Hanseforschung startet Crowd-Projekt

Die Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) startete am 30. März 2020 zusammen mit dem Archiv der Hansestadt Lübeck (AHL) ein Onlineprojekt zum Mitmachen: Vom heimischen Rechner aus können über die Plattform Transkribus virtuell Originaldokumente gelesen und entschlüsselt werden. Der Aufruf richtet sich bewusst an alle – und verspricht einen authentischen Blick in die Spätzeit der Hanse.

Es mag überraschen, dass die Hansegeschichte keineswegs fertig erforscht ist. Auch heute warten noch Schätze in den Archiven in Deutschland, den Niederlanden, den skandinavischen Ländern, Polen, den baltischen Staaten und in Russland auf Historiker. Die Arbeit an den Originalquellen ist ein Highlight für Forschende – und soll jetzt zu einem Gemeinschaftsprojekt für alle Geschichtsinteressierten werden.

Das Archiv der Hansestadt Lübeck hat im vergangenen Jahr seinen Bestand „Hanseatica“ mit Fördermitteln des Landes Schleswig-Holsteins digitalisieren lassen, in dem vor allem die Hansetage dokumentiert sind. Diese sind zwar bis ins 16. Jahrhundert hinein gut aufgearbeitet, aber nun sollen auch die Quellen zur Hanse aus dem 17. Jahrhundert für jeden lesbar und im Volltext durchsuchbar gemacht werden. Dafür bietet ein Gemeinschaftsprojekt, auch „Crowd Science“ genannt, neue Möglichkeiten durch die breite Mitwirkung an der Quellenarbeit.

Die FGHO unter Leitung von Dr. Angela Huang hat in Kooperation mit dem AHL einige interessante Dokumente aus den vielen Digitalisaten herausgesucht. Gemeinsam sollen diese im Projekt erschlossen („transkribiert“) werden. War die Arbeit an den empfindlichen Originalen bislang der Wissenschaft vorbehalten, kann am Gemeinschaftsprojekt nun jeder teilnehmen, der sich für alte Handschriften und die Hanse interessiert – ganz bequem von zuhause aus. Das gemeinsame Entziffern der Dokumenten ist dabei nicht nur spannend und lehrreich: Die Übertragung der alten Handschriften in eine lesbare Form stellt die Grundlage für die weitere Forschung dar. Genau hier soll das Lübecker Pilotprojekt die Forschung unterstützen.

Über Transkribus, eine Internet-Plattform, entwickelt für die automatisierte Handschriftenerkennung historischer Dokumente, wird allen Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, über bereitgestellte Zugangsdaten direkt an den Quellen zu transkribieren und diese in heutiger Schrift wiederzugeben. Unterstützung bei Fragen leistet die FGHO. Das Ergebnis soll nicht nur die Geschichtswissenschaft ein Stückchen weiterbringen, sondern auch eine Grundlage dafür geben, die Hansequellen aus dem 17. Jahrhundert langfristig und eines Tages automatisiert durch das Programm transkribieren lassen zu können. Im Idealfall soll das Projekt die erste einer Reihe solcher Initiativen sein, die Hansegeschichte gemeinsam zu entschlüsseln. Alle Informationen und die Zugangsdaten finden sich auf der Webseite der FGHO: www.fgho.eu/de/hanse-quellen-lesen.

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