Für einen Neustart ist es nie zu spät

Markus Dusch (v.l.) und Klaus-Dieter Schoofs beobachten Malte Hansen dabei, wie er einen Gipsabdruck für die Einlagenfertigung bearbeitet.

Fachkräfte werden auf dem Arbeitsmarkt händeringend gesucht. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird der Bedarf weiter steigen. Eine solide berufliche Ausbildung ist deshalb eine gute Basis für den beruflichen Erfolg.

„Die Praxis zeigt, dass Arbeitnehmende mit abgeschlossener Berufsausbildung im Durchschnitt seltener arbeitslos sind, besser entlohnt werden als angelernte Arbeitskräfte und später eine höhere Rente genießen können. Deshalb unterstützen wir als Arbeitsagentur die Ausbildung von Arbeitslosen im Rahmen einer betrieblichen Umschulung. Es handelt sich dabei um ein ganz normales Ausbildungsverhältnis mit Eintrag bei der Kammer, Berufsschulunterricht und Kammerprüfung. Anstatt der ursprünglichen Ausbildungsdauer absolvieren die Umschülerinnen und Umschüler ihre Ausbildung jedoch in einer um mindestens ein Drittel verkürzten Form, das heißt in der Regel in zwei statt drei Jahren“, erklärt Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.

Malte Hansen arbeitete viele Jahre als Betriebselektriker, Hausmeister und Bauhelfer bis er aus gesundheitlichen Gründen arbeitslos wurde. Da er keinen Berufsabschluss hat, schlug ihm seine Arbeitsvermittlerin eine Umschulung vor. Das bisherige Tätigkeitsfeld kam für den 38-Jährigen wegen Knieproblemen nicht in Frage. Verschiede Berufe erörterten die beiden, bis sich der Orthopädietechnik-Mechaniker herauskristallisierte. „Ich suchte etwas Handfestes ohne anstrengenden körperlichen Einsatz und wollte gerne mit Kunden arbeiten. Bevorzugt sollte es ein kleiner Familienbetrieb sein. Und das alles habe ich gefunden,“ erzählt Malte Hansen. Seine Bewerbung stieß bei Klaus-Dieter Schoofs auf fruchtbaren Boden. In einem Praktikum konnte Hansen zunächst feststellen, ob er mit seinen Berufsvorstellungen richtiglag.

„Das Praktikum war auch für mich wichtig, um Herrn Hansen kennenzulernen und zu sehen, ob er in den Betrieb passt. Er bringt Lebenserfahrung mit, die bei unseren älteren Kunden wichtig ist. Er ist interessiert und motiviert, sodass wir ihn zum 01. August 2018 in die Ausbildung übernommen haben“, ergänzt Klaus-Dieter Schoofs, Inhaber des Orthopädietechnik-Betriebes im Lübecker Stadtteil Kücknitz. Außer Malte Hansen und ihm sind hier seine Frau im Büro und eine Bandagistin tätig. Es werden alle orthopädischen Hilfsmittel, Körperersatzeile, Orthese, Beinprothesen, Korsetts, Rollstühle, aber auch Schuheinlagen oder Stützstrümpfe bereitgestellt. „Unser Beruf hat sich in den letzten Jahren stark verändert und inzwischen erleichtert die Technik das Arbeiten, sodass man noch mit 80 den Beruf ausüben könnte,“ freut sich Schoofs.

Und wie kommt Malte Hansen in der Schule zurecht? „Es war schon ungewohnt wieder die Schulbank zu drücken. Ich gehöre mit zu den Ältesten. Man muss viele lateinische Begriffe im Gesundheitsberuf lernen, aber ich habe es bisher nicht bereut“, erklärt er.

„Für eine Ausbildung ist es nie zu spät. Trauen Sie sich Neues zu und holen Sie Ihren Abschluss nach. Sprechen Sie mit Ihren Betreuerinnen und Betreuern in der Arbeitsagentur oder im Jobcenter über Ausbildungs- und Umschulungsmöglichkeiten. Diese können auch für Beschäftigte interessant sein, die bisher keine abgeschlossene Ausbildung haben oder als Wiederungelernte mindestens vier Jahre in an- oder ungelernter Beschäftigung tätig sind“, rät Dusch.

Unter www.arbeitsagentur.de/karriere-und-weiterbildung bietet die Bundesagentur für Arbeit Informationen vom Nachholen des Berufsabschlusses und Berufswechsel bis zu beruflichen Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.

„Das neue Qualifizierungschancengesetz bietet außerdem bessere Weiterbildungsmöglichkeiten für Beschäftigte, deren Tätigkeiten vom Strukturwandel und von Digitalisierung betroffen sind. Ihnen soll unabhängig von Ausbildung, Lebensalter und Betriebsgröße eine Anpassung und Fortentwicklung ihrer beruflichen Kompetenzen ermöglicht werden. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können sich die Weiterbildung ihrer Beschäftigten vom Staat fördern lassen. Gerne steht Ihnen der Arbeitgeber-Service als Partner rund um alle Fragen zur Nachwuchs- und Personalgewinnung sowie Qualifizierung zur Seite“, bietet er Unternehmen an.

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