Deutsches Hutmuseum mit Sonderausstellung „Prominent – Inge, Udo, Bibi | Westallgäu

Wer das Deutsche Hutmuseum in Lindenberg besucht, spaziert durch 300 Jahre Hutgeschichte. Auf drei Etagen gibt es Interessantes und Kurioses rund um das Thema Kopfbedeckungen zu entdecken. Aktuell ist der rote Teppich ausgerollt für die Stars des 20. Jahrhunderts. Noch bis 7. Mai 2023 ist diese einzigartige Sonderausstellung „Prominent – Inge, Udo, Bibi. Was macht berühmt?“ in der Westallgäuer Hutstadt zu sehen.

Die Kapitänsmütze von Hans Albers ist ebenso ausgestellt, wie die Schiebermütze von “Meister Eder“ auf dem Kopf von Gustl Bayrhammer. Weitere Originalhüte stammen von Heinz Rühmann, Luis Trenker, Johannes Heesters, Hans Clarin, Beppo Brem, Karl Valentin, Lisl Karlstadt, Marika Rökk und Inge Meysel. Und dass nach Lindenberg auch einer der Hüte von der Rock-Ikone Udo Lindenberg gehört, versteht sich von selbst. Für die Sonderausstellung wurde Prominenten der bayerischen, österreichischen und deutschen Kunst- und Schauspielszene von 1930 bis in die 1990er Jahre auf den Kopf geschaut. Großformatige Bilder der Hutträgerinnen und Hutträger ergänzen die Sonderschau. „Die Stars von damals waren gut behütet und die meisten von ihnen erkennen wir heute noch an ihren Kopfbedeckungen“ sagt Angelika Schreiber, Historikerin und Museumsleiterin.

Zu verdanken ist diese außergewöhnliche Sammlung dem Münchner Felix Felzmann, der im Laufe vieler Jahrzehnte Hüte von Prominenten sammelte, die das Hutmuseum ankaufen konnte. Felzmann begann mit 14 Jahren Hüte von Prominenten zu sammeln. Seinen ersten Hut bekam er persönlich von Hans Albers geschenkt. Das war der Beginn seiner über 50 Jahre dauernden Sammelleidenschaft. Udos Hut konnte der leidenschaftliche Hutsammler persönlich im Hamburger Hotel Atlantic abholen, wo der Rockmusiker wohnt. Sein Hut ist sein Markenzeichen. Und was viele vielleicht nicht wissen: Udo Lindenbergs Hüte kommen aus der Hutstadt Lindenberg.

Begleitende Informationen geben Einblick in die Lebenswege der Stars. Auch die Jahre 1933 bis 1945 werden ins Visier genommen und Leidtragende wie Mutige vorgestellt. Inge Meysel gehörte zu jenen, die damals mit einem Auftrittsverbot belegt wurden. Bundesweit bekannt wurde sie auch in der Rolle der Käthe Scholz in der Fernsehreihe „Die Unverbesserlichen“, die einige Jahre lang am Muttertag ausgestrahlt wurde. Das Museum stellt sich und seinen Besuchern die Frage: „Was macht eigentlich berühmt?“

Die Dauerausstellung im Hutmuseum – auch für Familien
Seit Ende 2014 gibt das Deutsche Hutmuseum Einblick in die Hutmode und in die lokale Hutindustrie. In der ehemaligen Hutfabrik Ottmar Reich erzählt die Dauerausstellung von Heimarbeiterinnen und Huthändlern, die aus Lindenberg ein „“Klein-Paris“ der Hutmode gemacht haben. 300 Jahre lokale Hutgeschichte und internationale Hutmode sind zu sehen. Eine Kunstinstallation wirbelt Modelle aus drei Jahrhunderten durch die Luft. Mitmachstationen und Entdeckerboxen laden zum Ausprobieren und Staunen ein. So können die Besucher etwa herausfinden, unter welchen Hut sie passen. Und Kinder können sich mit der Hutherstellung beschäftigen.

Die Legende besagt, dass ein erkrankter Lindenberger Pferdehändler in Italien überwintern musste. Bei seinem unfreiwilligen Aufenthalt beobachtete er das Strohflechten und Strohhutnähen. Zunächst wurde dann in der Heimat nur für den Eigenbedarf hergestellt. In Folge entstanden in der Biedermeierzeit um 1830 die ersten Hutfabriken und um 1910 gab es bereits über 30 Strohhuthersteller in Lindenberg, darunter 14 Hutfabriken mit insgesamt 3000 Beschäftigten. Über vier Millionen Strohhüte produzierte man hier um 1900. Die ganze Welt trug damals Hüte aus Lindenberg. Erst um 1960 kam die hutlose Mode.

Einen Besuch wert am Huttag
Am 7. Mai 2023 findet der jährliche Huttag in Lindenberg statt. Dann wimmelt es in der Stadt nur so von Hutträgerinnen und Hutträgern. Einen Hutmarkt gibt es auf dem Museumsplatz. Das Museum bietet Führungen an, eine Strohhutnäherin zeigt wie Hüte genäht werden und in der Filzhutwerkstatt kann man einem Hutmachermeister über die Schulter schauen. Für Familien gibt es ein Mitmachheft, einen Kinderaudioguide und für alle eine kostenlose WhatsApp-Führung.

Öffnungszeiten und Eintritt
Interessant für Familien: Jeden zweiten Sonntag im Monat gibt es eine Familienführung um 15 Uhr. Geöffnet ist von Dienstag bis Sonntag von 9:30 bis 17:00 Uhr. Erwachsene zahlen 7,- Euro Eintritt, Kinder von 6 bis 14 Jahre 2,- Euro, Familien 15,- Euro, Kinder unter 6 Jahren sind frei.

Infos:
Kultur- und Tourismus Lindenberg, 88161 Lindenberg, Museumsplatz 1,
www.deutsches-hutmuseum.de, www.lindenberg.de.

« Alles im Fluss!? Installation von Funden aus der Trave, gesammelt durch den ehrenamtlichen Müllsammler Jens ThielDruckgraphik aktuell »