Theater Lübeck präsentiert Schauspiel-Neuproduktionen »Vögel« und »Ghetto« als Online-Streams

© Falk von Traubenberg

Das Theater Lübeck bietet die Schauspiel-Neuproduktionen »Vögel« und »Ghetto«, die ursprünglich im November ihre Premieren vor Publikum erleben sollten, am 16., 17. und 18. April (»Vögel«) bzw. am 30. April, 1. und 2. Mai (»Ghetto«) als Online-Streams an. Bei der Aufzeich­nung von »Vögel« wurde die Split-Screen-Technik angewandt, die für Theateraufnahmen eine neue Ästhetik ermöglicht.


Beide Produktionen werden über den Streaming-Anbieter www.dringeblieben.de gezeigt, Karten sind ab sofort über diesen Anbieter zum Preis von 10,- Euro (Normalpreis), 5,- Euro (ermäßigt) und 20,- Euro (Unterstützerpreis) erhältlich. Nach Erwerb eines Streaming-Tickets erhalten die Karteninhaber:innen per E-Mail einen Link zu der Seite, auf der der Stream zum genannten Termin verfügbar sein wird. Zudem erhalten sie einen Code, der zum Streaming berechtigt und auf ebendieser Seite zum gebuchten Termin einzulösen ist. Die Streams von »Vögel« und »Ghetto« sind jeweils ab 20.00 Uhr für 24 Stunden abrufbar. Weitere Online-Streams sind in Planung. Mehr Informationen dazu unter www.theaterluebeck.de.

Mit »Vögel« von Wajdi Mouawad präsentiert Schauspieldirektor Pit Holzwarth am 16., 17. und 18. April das Stück der Stunde. In seiner großen Welt- und Theatererzählung nimmt der libanesisch-kanadische Autor mit raffinierten Rückblenden und Zeitsprüngen auch Bezug auf historische und aktuelle Ereignisse des Nahost-Konflikts und verfolgt die Blutspur, die sich durch die Geschichte zieht. Klug konstruiert, metaphernreich erzählt und mit feinsinnigen Anspielungen auf Shakespeares »Romeo und Julia« hat er ein vielschichtiges Familienepos geschrieben, ein vertracktes Theaterstück, in dem es nicht die eine Wahrheit gibt. Die Inszenierung wird in deutscher, hebräischer, arabischer und englischer Sprache mit deutschen Übertiteln gezeigt.

Am 30. April sowie am 1. und 2. Mai wird das Stück »Ghetto« des israelischen Drama­tikers und Schriftstellers Joshua Sobol in einer Inszenierung von Malte C. Lachmann gestreamt. Der Regisseur hat zuletzt »Die Dreigroschenoper« und »Alice« am Theater Lübeck auf die Bühne gebracht und wurde jüngst zum neuen Schauspieldirektor ab der Spielzeit 2022/23 ernannt. In dem Schauspiel mit Musik und Puppenspiel geht es um die tragische Ökonomie von Überleben und Tod: Dürfen einzelne Menschen geopfert werden, um andere zu retten? Wie lange kooperiere ich mit Menschen, deren Haltung ich nicht teilen kann?


»Vögel« von Wajdi Mouawad – In deutscher, hebräischer, arabischer und englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Wahida, arabischstämmige Amerikanerin, und der in Berlin geborene Eitan mit jüdischen Wurzeln begegnen sich in einer New Yorker Bibliothek und verlieben sich ineinander. Zufall oder Schicksal? Als Eitan Wahida seinen Eltern und seinem Großvater vorstellen will, geraten die familiären Strukturen und Gewissheiten ins Wanken. Vater David, gebürtiger Israeli und überzeugter Zionist, empfin­det die Beziehung seines Sohnes zu einer »Araberin« als Verrat, ja, als Auslöschung des Judentums. Eitan habe, so David, eine genealogische Schuld seinem Großvater gegenüber, der dem Holocaust nur knapp entkommen ist. Mutter Norah bittet Eitan darum, mit seiner grenzüberschreitenden Liebe nicht die Familie zu sprengen. Einzig der Großvater Etgar stellt sich auf Eitans Seite. Enttäuscht von der Reaktion seiner Eltern begibt sich Eitan auf die Suche nach seiner Identität und stößt auf verborgene Familiengeheimnisse, die ihn nach Jerusalem führen. Dort gerät er zusammen mit Wahida in einen Strudel politischer und persönlicher Ereignisse, die sein Leben in Gefahr bringen und das Bild, das er sich von sich selbst und seiner Familie gemacht hatte, erschüttern.

Inszenierung P. Holzwarth Ausstattung/Video W. Brenner Komposition/Musik A. Gieseler Einstudierung Hebräisch R. Morgenstern

Mit L. Ammar, A. Färber, V. Roussi, S. Wortmann; A. Ahmad, R. Brandt, M. Fuchs, J. Merz; Statisterie

Streaming-Termine: 16/4, 17/4, 18/4, jeweils ab 20:00 Uhr für 24 Stunden verfügbar.

Ticket-Preise: 10,- Euro (Normalpreis), 5,- Euro (ermäßigt) und 20,- Euro (Unterstützerpreis). Karten verfügbar über www.theaterluebeck.de.


»Ghetto« von Joshua Sobol – Deutsch von Jürgen Fischer

Der Puppenspieler Srulik erinnert sich an die letzte Vorstellung des Ghetto-Theaters. Eng verwoben mit wahren Begebenheiten führt Sruliks Geschichte zurück ins Jahr 1942. In der litauischen Hauptstadt Vilnius, zur Jahrhundertwende ein Zentrum des Judentums und »Jerusalem des Nordens« genannt, wurde die jüdische Bevölkerung von den deutschen Nationalsozialisten in das Ghetto getrieben. Jakob Gens, der Chef der jüdischen Ghettopolizei, hat sich mit dem SS-Führer Hans Kittel arrangiert und versucht, pragmatisch die Zahl der Opfer gering zu halten. Das Ghetto-Theater gründete er, um Jüdinnen und Juden ohne Arbeitsgenehmigung vor der Erschießung zu retten, auch um ihre Selbstachtung und den Lebenswillen zu stärken. Doch heiligt der Zweck die Mittel? Gens stößt auf Protest, der Bibliothekar und Aktivist Herman Kruk vom Sozialistischen Bund lässt plakatieren: »Auf dem Friedhof spielt man kein Theater!«
Joshua Sobol schrieb sein Stück auf Grundlage von Kruks Chronik des Ghettos. Im Zwiegespräch mit seiner vorlauten Puppe setzt sich Srulik für die berühmte Sängerin Chaja ein, die wie viele der Künstler:innen im Ghetto um ihr Leben spielt. In Szenen und jüdischen Liedern, die im Ghetto von Vilnius geschrieben wurden, begegnen wir Chaja, Srulik und den anderen Charakteren, die mit dem mörde­rischen Wahnsinn der Nazis umgehen müssen. Sie sind der zynischen Tyrannei des SS-Offiziers Kittel ausgeliefert, der jüdischen Humor, Jazz und Gershwin liebt – und ein gnaden­loser Mörder ist.

Inszenierung M. C. Lachmann Bühne R. Rauchbach Kostüme T. Liebermann, M. Karnowski Musikalische Leitung/Arrangements W. Daum Puppenbau/Beratung J. Mähler Jiddisch-Betreuung M. Quetsche

Mit K. Hanak; A. Hutzel, H. Kock, H. Sembritzki, S. Simon, V. Türpe, W. Workman; Statisterie

Musiker W. Daum, T. Hain, E. Herzog, P. Imig

Streaming-Termine: 30/4, 1/5, 2/5, jeweils ab 20:00 Uhr für 24 Stunden verfügbar.

Ticket-Preise: 10,- Euro (Normalpreis), 5,- Euro (ermäßigt) und 20,- Euro (Unterstützerpreis). Karten verfügbar über www.theaterluebeck.de.

Foto: Thorsten Wulff

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